Training für Fortgeschrittene, unerwünschtes Jagdverhalten:


Das Jagdverhalten des Hundes ist zwar häufig unerwünscht, es ist aber keine Verhaltensstörung.

Genna steht auf einem schmalen Waldweg und schaut in den Wald.

 

    

 Vieles können wir Menschen nicht wahrnehmen, Hunde schon

 

 Überall Wildreize

 

Wir Hundehalter werten das unerwünschte Verhalten gerne mit "falsch" oder "richtig", mit "artig" oder "unartig".

Diese moralische Einordnung ist menschlich, doch bei der Beurteilung von Hunde- bzw. Jagdverhalten unangemessen.

Die Jagdverhaltenskette wird durch einen Reiz (z.B. Geruch oder Wildsichtung) ausgelöst, und Jagdhunde reagieren auf diese Reize, das ist normales hündisches Verhalten.

 

Vergessen wir nicht, dass der nächste Verwandte des Haushundes der Wolf ist und seit etwa fünf Millionen Jahren sichert die Jagd im Revier das Überleben der Wölfe. Auch wenn es einige Unterschiede zwischen der Wild- und Hausform gibt, das Jagdverhalten ist tief in den Genen des Hundes verwurzelt. 

 

Mit Beginn der gezielten Hundezucht wurden bestimmte Elemente der Jagdverhaltenskette sogar verstärkt und andere waren unerwünscht. So zeigt ein Border Collie z.B. ein ausgeprägtes Lauern und Fixieren, auch "Eye" genannt. Ein Hetzen und Töten der Beute ist hingegen unerwünscht. Damit wäre er als Koppelgebrauchshund unbrauchbar.

 

Eine Jagdverhaltenskette bis zur Endhandlung könnte so aussehen:

 

  • Orientieren
  • Fixieren
  • kurzes Verharren, "Einfrieren"
  • vorsichtiges Anpirschen
  • Hetzen
  • Zupacken
  • Töten
  • Zerlegen und Fressen

 

Die ganze Handlungskette ist in unserer Gesellschaft für die Haushunde zu recht unerwünscht. Wir müssen also dafür Sorge tragen, dass unser Hund nicht wildert.

 

Früher sah man kaum eine andere Möglichkeit, als Hunde sehr hart zu bestrafen. Es wurden Reizstromgeräte benutzt, um dieses Verhalten zu unterbinden.

Anhand von Erfahrungen und wissenschaftlichen Untersuchungen musste man aber feststellen, dass diese Strafen z.T. erhebliche "Nebenwirkungen" hatten und ein Wildern dadurch nicht zwangsläufig unterbunden werden konnte.

Heute ist die Verwendung von Reizstromgeräten laut Tierschutzgesetz verboten.

 

Dank der fortschreitenden Entwicklung der Verhaltenskunde haben wir heute andere Möglichkeiten, das Verhalten von Hunden effektiv zu beeinflussen.

Hunde sind sehr soziale und lernfähige Tiere, das sollten wir nutzen. Sie tun gerne das, was wir belohnen.

Aus diesem Grund bestrafe ich nicht ein unerwünschtes, sondern belohne ein erwünschtes Verhalten, das mit dem unerwünschten Verhalten nicht vereinbar ist - ich verändere die Jagdverhaltenskette. Die Hunde lernen durch "Positive Verstärkung" einen anderen Ablauf.

 

 

Die veränderte "Alternative Jagdverhaltenskette"  könnte folgendermaßen aussehen:

 

  • Orientieren
  • Fixieren
  • kurzes Verharren, Anzeigen
  • Hinsetzen
  • Gucken
  • Beobachten
  • Gucken
  • Beobachten so lange der Hund möchte
  • freiwillige Umorientierung zum Halter
  • "Beute" fressen, hochwertige Belohnung beim Halter

 

Die Elemente: Orientieren, Fixieren, Verharren und Gucken/Beobachten haben einen selbstbelohnenden Charakter und helfen beim Training.

 

Das Sitzen und die Umorientierung zum Halter müssen kleinschrittig an der Schleppleine geübt und verstärkt werden.

Das Verhalten automatisiert sich mit fortschreitendem Training, Hunde zeigen es dann ohne Signalgebung.

 

Ein intensives Training, aber es lohnt sich! Nach erfolgtem Trainingsziel können auch Jagdhunde sehr viele Freiheiten haben.

 

    

 

Genna sitzt im Wald und guckt. Sind dort Rehe?

 

 

Erlerntes Verhalten:

So kann ein Hund Wild anzeigen

  

Unvereinbare Verhaltensweisen:

Ein sitzender Hund kann das Wild nicht jagen

 

 

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