Fragen & Antworten


Hundepsychologie und Hundetraining

- Was ist der Unterschied zwischen Hundepsychologie und Hundetraining?

 

Die Hundepsychologie beschäftigt sich mit den Ursachen und der Vorhersehbarkeit von Hundeverhalten. Dies ist besonders wichtig, wenn der Hund ein Problemverhalten zeigt. Man kann das unerwünschte Verhalten des Hundes langfristig und dauerhaft nur dann verändern, wenn man die Ursachen des Verhaltens kennt, daran arbeitet und die Bedürfnisse des Hundes berücksichtigt. Deshalb ist eine gründliche Anamnese unerlässlich. Die Hundepsychologie nutzt verschiedene "Werkzeuge", um die Emotionen von Hunden zu verändern und damit auch dauerhaft deren Verhalten.

 

Problembeispiel (vereinfacht dargestellt):

Der Hund Sam (Name geändert) zerstört regelmäßig Gegenstände in der Wohnung, besonders wenn er allein ist. Der Halter ist sehr erbost über dieses "ungehörige" Verhalten.

Anamnese: Im Gespräch wird deutlich, dass Sam an fünf Tagen in der Woche 8 Stunden in der Wohnung allein ist. Morgens und abends geht Herrchen eine halbe Stunde mit Sam spazieren.

Ursache des Problemverhaltens: Das Alleinsein und die Unterforderung verursachen Stress bei Sam. Diese Energie entlädt sich bei der Zerstörung von Gegenständen.

Therapie und Veränderung der Haltungsbedingungen:

Herrchen nimmt sich morgens ein paar Minuten mehr Zeit für Sam und stellt ihm auch kleine geistige Aufgaben.

Wenn Herrchen geht, darf Sam einen Kong (Hartgummibehältnis) auslecken. Mittags kommt eine Hundesitterin, die mit Sam spazieren geht und ihm Aufgaben stellt. Danach darf er wieder einen Kong auslecken. Abends geht Herrchen mit Sam eine halbe Stunde spazieren und er darf noch Leckerchen in der Wohnung suchen.

Ergebnis: Sams Hormonsystem ist wieder ausgeglichen, und er zerstört keine Gegenstände mehr. Wenn Sam allein ist, schläft er ruhig auf seinem Platz und erholt sich von seinen Aufgaben.

 

Hundepsychologie ist zusätzlich prophylaktisch wirksam. Ein möglichst artgerechter Umgang und die Berücksichtigung der hundlichen Bedürfnisse wirken sich positiv auf das Wohlbefinden des Hundes aus und senken die Wahrscheinlichkeit von Problemverhaltensweisen. Vorbeugen ist besser als Heilen!

 

 

Beim Hundetraining wird dem Hund in der Regel ein erwünschtes Verhalten beigebracht (meist durch operante Konditionierung). Die vom Hund gelernten Signale erleichtern die Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Je zuverlässiger ein Hund auf die Signale seines Menschen hört, desto mehr Freiheit kann er in unserer Gesellschaft genießen. Dieses wiederum ist eine gute Voraussetzung für ein ausgeglichenes Hormonsystem und normales, entspanntes Verhalten des Hundes.

Eingeübte Rituale geben dem Hund Sicherheit und setzen ihm Grenzen, die er braucht, um sich im menschlichen Umfeld zurechtzufinden.

 

Ich kombiniere Hundepsychologie und Hundetraining so, dass sie sich je nach Erfordernissen und Wichtigkeit gegenseitig unterstützen und ergänzen.

 

 

- Was ist ein Problemverhalten oder eine Verhaltensstörung?

 

Ich unterscheide zwischen "Macken" des Hundes (z.B. Betteln am Tisch), einem Problemverhalten (z.B. inadäquate Aggression) und einer Verhaltensstörung (z.B. Kreiseln, ARV: Abnormal Repetitives Verhalten).

 

Problemverhalten: 

Das Umfeld des Hundes und/oder er selbst werden negativ beeinflusst.

Oft erscheint die Auswahl und Intensität des Verhaltens der Situation nicht angepasst zu sein. Hund und Halter sind verunsichert oder belastet.

Z.B.: Der Rüde Sam (Name geändert) bellt beim Spaziergang andere Hunde an und kann sich kaum beruhigen. Die Halterin hat inzwischen Angst vor Hundebegegnungen.

 

Verhaltensstörung:

a) Verhaltensweisen, die nicht dem hundlichen Verhaltensrepertoire zugeschrieben werden, z.B. Steine fressen.

b) Verhaltensweisen, die dem hundlichen Verhaltensrepertoire zugeschrieben werden, sich jedoch in der Ausprägung und/oder Wiederholung schädigend auf die Gesundheit des Hundes auswirken.

Z.B.: Die Hündin Gina (Name geändert) leckt immer wieder ihre Pfote. Es ist eine offene, entzündete Wunde entstanden.

Eine organische Ursache kann nicht gefunden werden.

 

Die Übergänge zwischen "Macken", Problemverhalten und Verhaltensstörung sind oft fließend. Aus diesem Grund sollten unerwünschte Verhaltensweisen so früh wie möglich korrigiert werden.

 

 

-Erkennt man ein Problem immer am auffälligen, aktiven Verhalten des Hundes?

 

Manchmal wird ein Hund auch dadurch auffällig, dass er wenig aktiv ist und sich zurückzieht - auch das ist ein Problemverhalten. Dahinter kann sich eine Krankheit oder eine Depression verbergen.

 

 

-Welche Probleme gibt es und warum entstehen sie?

 

Dazu gehören:

Dauerhaftes Ziehen an der Leine

Leinenaggression und in abgeschwächter Form Verbellen von anderen Hunden, Menschen oder anderen Umweltreizen

Inadäquates Aggressionsverhalten gegenüber Hunden oder Menschen

Inadäquate, aggressive Verteidigung von Ressourcen gegenüber Menschen

Ausgeprägte Unterwürfigkeit oder stark gehemmtes Verhalten

Furcht vor bestimmten Gegenständen, Geräuschen oder Situationen

Ausgeprägtes Meideverhalten

Unbeeinflussbare Flucht/Angst

Trennungsangst

Zerstörungswut

Inadäquates Ausscheidungsverhalten

Zurückgezogenheit, depressives Verhalten, erlernte Hilflosigkeit

Hyperaktives Verhalten, Ruhelosigkeit

Ausgeprägtes, anhaltendes Bellen

Ausgeprägtes Trinken oder Fressen, Fressen von nicht verdaulichen Gegenständen

Kreiseln, Wand- oder Schattenstarren, Flankensaugen, ausgeprägtes Lecken/Wundlecken, imaginäres Fliegenschnappen, Lichtreflexe jagen

 

Die Ursachen für solche Auffälligkeiten sind vielschichtig. Es gibt genetische Voraussetzungen, die bestimmte Verhaltensweisen begünstigen. Charakterliche Eigenschaften der Hunde können die Entstehung von Problemverhaltensweisen und Verhaltensstörungen wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher machen.

Hinzu kommen verschiedene Umwelteinflüsse und Erfahrungen aus der belebten oder unbelebten Natur, die Angst oder Wut hervorrufen können. Das angekurbelte Stresssystem sorgt für Verhaltensweisen, die der Hund nicht mehr willentlich beeinflussen kann. Hinzu kommen Lernerfahrungen und selbstbelohnende Prozesse, die unerwünschte Verhaltensweisen und Verhaltensstörungen weiter verstärken.

Auch mangelnde Erfahrungen in der Welpenzeit (reizarme Aufzucht bis zur 14.Woche) führen häufig zu Verhaltensproblemen (Deprivation).

Zusätzlich wirken sich Erkrankungen immer auf das Wohlbefinden des Hundes aus und haben damit großen Einfluss auf das Verhalten.

 

 

-Wie kann ich Problemverhalten vorbeugen?

 

Kaufen Sie niemals einen Welpen bei sogenannten "Hundevermehrern", sonst sind die Probleme vorprogrammiert.

Hundezucht ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Hobbyzüchter sollten nicht mehr als 3Würfe im Jahr haben, sonst handelt es sich um eine gewerbsmäßige Zuchtstätte mit finanziellen Interessen. Letztere müssen ihre Fachkenntnisse beim zuständigen Veterinäramt nachweisen und erhalten dann eine schriftliche Zulassung. Seriöse Züchter werden Ihnen gerne die Zulassung zeigen und Ihnen Auskunft geben, wo sie Ihre Kenntnisse zur Zucht erworben haben.

 

Die Welpen sollten im Haus aufwachsen und mit der Mutterhündin, die einen gesunden und ausgeglichenen Eindruck machen sollte, zusammenleben. Sie sollten das normale Familienleben mit all den Sinneseindrücken eines Haushaltes kennen. Zusätzlich sollten sie auch einen Auslauf im Freien haben und verschiedenste Umwelteinflüsse wahrnehmen können. Kleine Ausflüge mit dem Auto ins nahe Naturumfeld sollten ebenso auf dem Programm stehen.

Die Zuchtstätte sollte einen entspannten und gepflegten Eindruck machen, die Welpen agil und furchtlos sein.

Die Welpen werden üblicherweise im Alter von acht Wochen an die zukünftigen Halter abgegeben.

 

Auf Wunsch berate ich Sie beim Welpenkauf und begleite Sie zum Züchter.

 

Kenntnisse über die Bedürfnisse von Hunden, deren Ausdrucksverhalten und eine funktionierende Mensch-Hund-Kommunikation, die auf Gewalt verzichtet, sind weitere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Verhaltensprophylaxe.

  


Die Beantwortung der hier aufgeführten Fragen ersetzt keine persönliche Beratung. Hunde, Menschen, deren Bedürfnisse und Beziehungen sind immer einzigartig und erfordern eine individuell angepasste Ratgebung.

Die Antworten spiegeln meine persönliche Meinung wieder und erheben keinen Anspruch auf Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit. Eine Garantie oder Haftung für die zur Verfügung gestellten Informationen kann nicht übernommen werden.

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Claudia Scho - Schos Hunde

 

 

 

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